Sonntag, 1. Juni 2003

"Hepp-hepp"-Bewegung

In Steffen Menschings tollem Roman "Jacobs Leiter" (diese Formulierung wird sich in der nächsten Zeit noch öfter finden) steht ein Satz ohne weitere Erläuterung:

Das Hepp-hepp an den Hochschulen behielt er gut in Erinnerung."

Durch den Kontext tipte ich auf Ekelhaftes aus der Abteilung Antisemitismus. Und behalte recht - leider.
Zitat:
Am weitesten jedoch ging der Publizist Hartwig von Hundt-Radowsky. In seinem 1819 in Würzburg erschienenen "Judenspiegel" regte er an, alle Jüdinnen ins Bordell zu stecken, alle Juden zu kastrieren, sie nur noch in Bergwerken unter Tage arbeiten zu lassen oder sie an die Engländer zu verkaufen, die sie in ihren überseeischen Kolonien als Sklaven einsetzen sollten. Die Tötung eines Juden hielt er weder für eine Sünde noch für ein Verbrechen.

Hundts demagogische Forderungen, die Juden auszurotten oder sie mindest zu vertreiben und Deutschland ganz von dem "Ungeziefer" zu reinigen, wurden in der Hepp-Hepp-Bewegung im Jahre 1819 blutige Wirklichkeit. In vielen deutschen Städten kam es zu Pogromen mit Einbrüchen, Plünderungen, Misshandlungen und Morden. Zentrum der judenfeindlichen Ausschreitungen war Würzburg, wo es zur Austreibung von 400 Juden kam. An den Tumulten beteiligten sich v.a. Studenten, Kleinbürger und verschuldete Bauern, die mit "Hepp-Hepp-Jud-verreck!"-Rufen (8) als diabolische Volksbelustigung Juden verhöhnten und misshandelten.


Bitter fällt mir dazu höchstens ein, daß sich spätestens an dem "Ruf" zeigt, daß die Deutschen schon da kein Volk der Dichter und Denker waren. Mehr zum deutschen Antisemitismus hier und noch umfassender hier.

Bruno Schulz

In Steffen Menschings tollem Roman "Jacobs Leiter" (*) gibt es eine kurze Passage zur Ermordung von Schulz'. Bisher wußte ich nur, daß er von einem SS-Mann auf der Straße "einfach so" erschossen wurde. Dieser SS-Offizier, dessen jüdischer Protegé zuvor von Schulz' Protektor (diese SS-Leute hielten sich "Leibjuden" - und dieses Regime war einfach nur pervers) ermordet worden war, nahm das Leben des Schriftstellers als Rache.
Mehr zu Schulz' Leben hier.

(*) hier ein bissel mehr zu dem Roman.

vergessenes

vergessen? - kann ja mal passieren!

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